Interview
Sabine Oeler, Website-Designerin und Online-Marketing-Mentorin für Künstler, Kreative und Selbständige,
hat im Juni 2024 mit mir ein Interview zum Thema
Marketing Secrets
geführt.
Im Interview erzähle ich, wie es mir vorallem zu Beginn meiner Karriere als Tierportrait-Künstlerin gelungen ist, Menschen für meine Kunst zu gewinnen und mich mit meiner
Positionierung als
Aquarell-Künstlerin
sichtbar zu machen
Sabine Oeler:
Bea, du hast die große Gabe, seelenvolle und lebendige Tierporträts zu aquarellieren. Erzähl uns doch kurz, wie du zur Kunst gekommen bist.
Bea:
Ich habe schon als Kind sehr gerne gezeichnet und gemalt. Da hat sich bereits ein gewisses Talent herauskristallisiert. Mit 18 habe ich den Vorkurs der Kunstgewerbeschule in Zürich besucht und danach hat mich die Malerei sehr lange Jahre losgelassen, weil ich beruflich in die Hotellerie-Branche eingestiegen bin. Später wechselte ich als Rezeptionistin in die Privatwirtschaft und nach zwei Burnouts bin ich 2017 zur Malerei zurückgekehrt. Im Jahr 2019 lancierte ich meine erste Ausstellung und so nahm das mit der Aquarellmalkunst seinen Lauf.
Wir kennen uns ja schon seit einiger Zeit: 2022 hast du mich das erste Mal für einen Website-Check gebucht. Und ein Jahr später noch mal für ein Coaching. Wir sind auch über Instagram und über meinen Newsletter in Kontakt. Du hast mir mal erzählt, daß du alle meine Tipps aufsaugst und für dich schaust, was dir weiterhilft. Und setzt das kontinuierlich auf deiner Webseite um.
Genau – aus meiner Sicht ist eine Website für Künstler unerlässlich. Mit ihr kommt die Sichtbarkeit. Das ist doch das Allerwichtigste: mit der Kunst gesehen zu werden! Und die Tipps, die du für die Website gibst, sind einfach nochmal ein extra Booster. Da habe ich mir schon sehr vieles abgucken können: inhaltlich und auch von der Gestaltung her.
“Aus meiner Sicht ist eine Website für Künstler unerlässlich. Mit ihr kommt die Sichtbarkeit”
Aber du arbeitest nicht nur an deiner Webseite, die ein wichtiges Marketing- und Sichtbarkeitswerkzeug ist. Sondern du hast auch andere Wege ausprobiert um bekannt zu werden und Käufer für deine Kunst zu finden.
Was sind deine Marketing-Secrets?
Da ich ein grosser Fan von Eigeninitiative bin, habe ich vor Jahren auf Facebook mal spontan eine Frau angeschrieben, die hatte so ein süsses Katzenporträt auf ihrem Profil. Ich habe das Tier von mir aus gemalt und als es fertig war, habe ich ihr das Bild auf FB gezeigt.
Sie hatte so eine Freude, dass sie das Aquarell ohne zu zögern gekauft hat. Und dann durfte ich ihre andere Katze porträtieren und es entstand ein schöner Kontakt.
“Ich bin ein großer Fan von Eigeninitiative.”
Als es ihrem Mann später nicht mehr so gut ging, durfte ich auch ihn malen. Leider ist er dann kurze Zeit später verstorben. Die Witwe hatte mir erzählt, wie sie dann mit dem Porträt gesprochen hat, als wäre es ihr Mann.
Das hat ihr über die Trauer hinweggeholfen. Und mir hat es das Herz geöffnet: ich habe realisiert, wie wichtig es ist, Menschen dabei zu unterstützen, ihre Erinnerungen zu bewahren – eben in Form eines handgemalten Bildes.
FELIX, verkauft © Beatrice Del Conte
Kurze Zeit später habe ich auf Facebook einen tollen Aquarellkünstler kennengelernt. Weil er selbst keine Tiere malt, hat er mich einer Bekannten weiterempfohlen, die ein Porträt ihrer Katze haben wollte.
Ein absoluter Glücksfall! Für diese Frau durfte ich letztendlich drei Katzenporträts malen und nach Bayern schicken! Sie besuchte meine Website und hat sich dann nochmals für zwei Werke von mir entschieden.
Ja, das ist auch ein sehr wichtiger Punkt, den viele Künstler so nicht auf dem Schirm haben: sich mit anderen Künstlern verbinden, ein Netzwerk aufbauen. Also nicht die Konkurrenz sehen, sondern die Community suchen und sich vernetzen. Und dann öffnen sich, wie es ja auch dir ergangen ist, ungeahnte Türen.
Absolut. Das ist sehr befruchtend, sich als Künstler gegenseitig auszutauschen und andere Künstler zu unterstützen. Ich persönlich habe auch schon Werke von anderen Künstlern gekauft.
“Ich habe überall meine Visitenkarten dabei. Die nehme ich mit auf den Berg, die nehme ich mit zum Einkaufen.”
Ein weiteres Marketingwerkzeug sind übrigens meine Visitenkarten. Die habe ich überall mit dabei. Die nehme ich mit auf den Berg, die nehme ich mit zum Einkaufen.
Obwohl ich eher introvertiert bin, komme ich so öfters mit Hundebesitzern ins Gespräch und biete ihnen ganz unverbindlich meine Visitenkarte an. Noch keiner hat abgelehnt!
Auf diese Weise entstehen wertvolle Kontakte, es kommt immer mal wieder ein Anruf oder ich werde weiterempfohlen – so zieht es seine Kreise.
MALUA, Auftragsarbeit © Beatrice Del Conte
Und genau das ist aktiv ein Angebot machen! Es bedeutet ja nicht, jemanden zu überreden und da jeden Tag anzuklopfen und zu sagen: wie sieht es aus, kaufst du jetzt endlich ein Bild von mir?
Sondern du gehst einfach mit deiner Art und deinem Wesen in Kontakt mit Menschen: Schau mal, ich mache das und das. Könnte das für dich attraktiv oder interessant sein? Und die Menschen, die du anziehst, werden dich kontaktieren.
Ganz genau. Wir Künstler sollten auf die Menschen zugehen. Wir dürfen uns zeigen, damit wir gesehen werden. Das ist schade, wenn die Kunst im stillen Kämmerlein unentdeckt bleibt.
Mir gefällt auch sehr deine “Restposten”-Idee. Erzähl mal, wie war das? Was hast du da gemacht?
Ja, ich hatte gerade zwei Ausstellungen hinter mir und da waren ein paar Landschafts- und Blumenbilder übrig, die zwar hübsch waren, aber in den Ausstellungen haben sie sich nicht verkauft.
Da habe ich mir gedacht, okay, gehe ich mal auf eBay und starte einen kleinen Verkaufsshot. Gesagt getan; ich stellte die Bilder auf eBay, zu einem Zehntel von dem ursprünglichen Preis.
Tatsächlich haben sich Interessierte gemeldet und ich hatte zwei Käufer, die sich sogar mehr als ein Bild geschnappt haben. Aus einem Kontakt wurde eine wunderbare Freundschaft. Die Frau hat zwei weitere Auftragsbilder bei mir bestellt und sich noch eines auf meiner Website zum Kauf ausgesucht. Ein schönes Beispiel, wie Eigeninitiative eben auch funktionieren kann!
“Und dann habe ich mir gedacht, okay, gehe ich da mal auf eBay, starte einen kleinen Verkaufsshot.”
Es gibt viele Marketing-Tipps und Vorgaben, wie was funktioniert. Aber letztendlich muss es jeder selbst aktiv angehen, ausprobieren, Erfahrungen sammeln. Auch mal um die Ecke denken und seinen Weg finden. Und das schätze ich sehr an Dir. Du bist offen und überlegst: was kann ich noch machen?
Du bloggst ja auch.
Ja, im Dezember 2023 habe ich meinen ersten Blogartikel veröffentlicht. Das ist noch gar nicht so lange her. Mittlerweile sind es 5 Blogbeiträge, die mir eine gewisse Reichweite und Kunstinteressierte auf meine Website bringen.
Das sind jetzt vielleicht nicht gerade die Kunden, die ein Bild kaufen, aber die schauen sich meinen Kunstkarten-Shop und die Geschenkideen an, die ich anbiete und es entstehen schöne Dialoge.
Das gibt mir als Künstlerin das Gefühl, gesehen und geschätzt zu werden. Reichweite mit einem Blog aufzubauen kann ich wirklich nur jedem empfehlen. Es lohnt sich!
“Das Bloggen gibt mir als Künstlerin das Gefühl, gesehen und geschätzt zu werden.”
Gesehen und geschätzt zu werden motiviert ungemein! Ich erfahre das bei meinem eigenen Marketing. Ich gehe nach außen und zeige mich, bekomme Feedback auf meinen Newsletter oder Posts: “Sabine, du hast mich heute abgeholt mit deinen Worten” … was mich wiederum motiviert, noch mehr nach außen zu gehen…
Und so ist es ja bei dir auch. Du bekommst Feedback, das dich motiviert, weiter zu machen, das Weitermachen bringt dir Kunden, was dich weiterhin motiviert und begeistert. Und das ist ein starker Motivations-Kreislauf. Und da kommt man nur hin, wenn man Ideen auch in die Tat umsetzt.
Ja, genau. Man muss in die Umsetzung kommen, sonst passiert nichts im Außen. Im Blog befasse ich mich mit Themen, die ich sonst vielleicht gar nicht so „zerlegen" würde. Zum Beispiel der Artikel über Katzen- und Hundeporträts. Ich beschreibe meiner Community, wie ich mich dem Thema annähre; wie ich vorgehe, was ich beim Porträtieren beachten muss – das interessiert die Menschen.
Ich bediene Themen, die für Kunstinteressierte relevant sind. Da wären wir wieder beim Content. Das ist eine sehr schöne Sache und bringt meiner Community viel.
Du bekommst mit der Zeit so auch immer mehr Sicherheit beim Schreiben sowie Material für Content-Ideen. Für Instagram, einen Newsletter, Blog-Beiträge. Weil du viel über dich, deine Arbeit und deine Besonderheit als Aquarellkünstlerin lernst.
Deine Präsenz baut auf drei Säulen auf:
-
Die Qualität deiner Arbeit. Ich finde besonders deine Tierporträts so unglaublich seelenvoll.
Die Augen schauen einem direkt ins Herz. -
Dein Wesen. Dein liebevolles, offenes Kommunizieren und auf die Leute zugehen.
-
Deine innovative, kreative Art nach Wegen zu suchen: Wie kann ich bekannt werden und meine Kunst verkaufen?
Und sein wir mal ehrlich, es gibt Aquarellkünstler wie Sand am Meer. Und es gibt auch Menschen, die Tierporträts aquarellieren und anbieten wie Sand am Meer.
Da wäre es natürlich naheliegend für dich zu sagen, es gibt schon so viele, wer braucht denn noch mich?
Aber du hast mit deinem Wesen und deinem Tun deine Nische kreiert. Und gehst dort deinen Weg mit viel Liebe und Offenheit. Und genau dadurch entstehen Beziehungen. Und letztendlich die Möglichkeiten, verkaufen zu können.
Absolut! Ich habe mit der Seelenverbindung – die Menschen zu etwas haben, das ihnen am Herzen liegt – meine Nische als Künstlerin geschaffen. In meinen Bildern greife ich die Beziehung auf, die sie zu ihrem Tier, zu einer Landschaft, zu einem nahestehenden Menschen haben. Ein persönliches Porträt erzeugt so viele individuelle Emotionen und berührt die Herzen!
Sehnsucht nach Meer, Auftragsarbeit © Beatrice Del Conte
Das ist es ja auch das, was dich als Künstlerin antreibt...
Du sagst es. Emotionale Erinnerungen zu schaffen, darum geht es in meinen Bildern. Das ist mein Herzensanliegen und meine Motivation.
Dazu passt die Geschichte mit Roma, bei der ich direkt eine Gänsehaut bekommen habe, als ich sie auf Instagram las…
Genau, die Roma. Ich hatte das Portrait angefangen zu malen. Und während des Malens verbinde ich mich auch mit der Seele des Tieres; das passiert ganz automatisch. Und dann setzte ich mich eines Morgens hin und habe gemerkt, da taucht Widerstand auf. Ich wusste plötzlich nicht mehr, wie ich weitermachen soll.
Es stellte sich heraus, dass ROMA eingeschläfert werden musste, während des Malprozesses… Ich habe das dann im Nachhinein erfahren.
Das hat mir einmal mehr gezeigt, wie wichtig es ist, dass wir zu Lebzeiten daran denken, was uns wichtig ist und es in Bildern festhalten. Fotos machen! Erinnerungen schaffen!
Bei der Bildübergabe von ROMA ging es sehr emotional zu. Da die Hündin erst kürzlich verstorben war, gewann das Bild noch mehr an Wert – und löste sehr viel Sehnsucht aus.
ROMA, Auftragsarbeit © Beatrice Del Conte
Und darin liegt auch der Unterschied zwischen Marketing für Künstler und Marketing für Coaches, Services-Angebote oder Produkte.
Künstler lösen in dem Sinne kein Problem, sondern stillen eine Sehnsucht. Es gibt noch andere Möglichkeiten, wie Künstler die Menschen erreichen, aber es ist definitiv eben nicht diese Problemlösung, sondern Sehnsuchtserfüllung.
Da triffst du es genau auf den Punkt. Wir Künstler fragen uns: welches Problem löse ICH denn für meine Kunden…? Es ist eben nicht ein Problem das wir lösen - es ist die Sehnsucht, die wir stillen. Und genau das ist mein Antrieb: die Sehnsucht festhalten in einem Bild, eine Herzensgeschichte erzählen, um damit eine zeitlose Erinnerung zu schaffen, die Freude bringt, Inspiration und auch Trost.
Es ist eben nicht ein Problem, das wir Künstler lösen – es ist die Sehnsucht, die wir stillen.
Liebe Bea, welchen einen wichtigen Tipp aus deinem Herzen möchtest du Künstlern mitgeben?
Ich rate allen Künstlern, auch Introvertierten, Feinfühligen, und Hochsensiblen: geht auf die Leute zu und zeigt euch! Sprecht mit ihnen, zeigt, was ihr macht, wie ihr es macht. Von Herz zu Herz: das funktioniert immer.
Eure Kunst hat es verdient, gesehen und gekauft zu werden. Gebt nicht auf, glaubt an euch – und habt Spaß dabei!
Ich glaube, wenn ich mal keinen Spaß mehr habe am Porträtieren, dann würde ich aufhören.
“Eure Kunst hat es einfach verdient, gesehen und gekauft zu werden. Gebt nicht auf, glaubt an euch – und habt Spaß dabei.”
Liebe Bea, vielen Dank für deine Marketing-Tipps und die offenen Einblicke in deine Arbeit als Künstlerin!
Sabine Oeler
Webdesignerin und Online-Marketing-Mentorin
für Künstler, Kreative und Selbständige
www.sabineoeler.de
www.instagram.com/sabineoeler.webdesign
© Foto Sabine Oeler